Die ``Treibhauslüge''


Eine Replik zum Vortrag der Studentenverbindung Merowingia

Als AG Kritische Uni haben wir mal ein wenig zu dem kürzlich von der Katholischen deutschen Studentenverbindung Merowingia veranstalteten Vortrag zur ``Treibhauslüge'' recherchiert. Folgenden Kommentar des Solarförderverbandes haben wir im Web unter http://www.sfv.de/briefe/brief97_4/sob97422.htm gefunden:

Mit einem Packen Informationsmaterial des Bundesverbandes Landschaftsschutz (BLS) erreichte uns kürzlich ein extravaganter Aufsatz von Professor Dr.-Ing. Bert Küppers. Dazu ein Kommentar von Wolf von Fabeck.

Allen Ernstes und in Form einer wissenschaftlichen Herleitung beweist Professor Bert Küppers seinen zweifelnden Lesern die These, daß die Schadstoffkonzentration der Atmosphäre hinter einem Windpark um mehr als das Dreifache erhöht sei. Begründung? Weil Windanlagen dem Wind die Energie entzögen, die notwendig sei, die Schadstoffe hinwegzutransportieren. Es hat schon Unterhaltungswert, eine solche ``wissenschaftliche'' Herleitung in jedem einzelnen Schritt zu verfolgen und einem ausgewachsenen Professor mit dem Rotstift die Inkonsequenzen und logischen Fehler genüßlich anzustreichen.

Der Spaß hört allerdings auf, wenn man bedenkt, daß solche Fehlinformationen vom BLS und anderen ``interessierten Kreisen'' mit dem Ziel verbreitet werden, die Notwendigkeit einer Energiewende in Frage zu stellen.

Die bedenkenloseste solcher Fehlinformationen verbirgt sich hinter dem Stichwort von der ``Treibhauslüge''. Ein gelernter Diplommeteorologe, Angestellter der Landesregierung in Rheinland-Pfalz, Wolfgang Thüne, bietet der etablierten Klimawissenschaft die Stirn mit der kühnen Behauptung, alle Klimaprognosen und Warnungen vor dem zusätzlichen menschheitsverursachten Treibhauseffekt seien ein Schmarrn, eine Lüge, denn es sei seinen Kollegen ja noch nicht einmal möglich, das Wetter der nächsten Tage richtig vorherzusagen. Seine Fans spenden jubelnden Beifall und der Vertreter der Erneuerbaren sucht völlig verblüfft nach einer überzeugenden Erwiderung.

Zwei praktische Beispiele mögen deshalb Klarheit schaffen - sie passen sich, nebenbei bemerkt, im Niveau der zu widerlegenden Behauptung durchaus an: Beispiel eins, der Kartoffelbreiversuch: Stellen Sie einen Topf mit Kartoffelbrei und Speckknödel auf die Gasflamme und sagen Sie voraus, wie warm nach 2 Minuten der Speckknödel links oben sein wird. Überprüfen Sie dann Ihre Vorhersage durch die praktische Beobachtung. Wenn Sie Pech haben, brennt der Kartoffelbrei am Boden an und der Speckknödel oben ist nach zwei Minuten noch völlig kalt. Eine Vorhersage über Details der nächsten Minuten ist demnach fast unmöglich, doch auf längere Sicht ist das Ergebnis durchaus vorhersagbar: Der Inhalt einschließlich Speckknödel wird in 15 Minuten heiß sein.

Beispiel zwei: Nehmen Sie einen Teller mit ungesüßtem Reisbrei und geben einen Eßlöffel Zucker dazu. Dann beginnen Sie mit dem Umrühren. Vorherzusagen, wo sich in den nächsten Sekunden die zuckrigen und wo sich die noch ungesüßten Stellen befinden werden, ist praktisch unmöglich. Die Langzeitprognose ist dagegen einfach: Nach wenigen Minuten Umrühren wird der Zucker gleichmäßig verteilt sein.

Solche und ähnliche Beispiele zeigen, daß Langzeitergebnisse leichter vorhersagbar sind als die zwischenzeitlich erreichten Übergangszustände.

Auch die Klimaprognose aufgrund des künstlichen Treibhauseffekts ist eine Langzeitvorhersage. Sehr stark vereinfacht ergibt sie sich aus einer Art Kartoffelbrei-Überlegung: Wenn der Erdatmosphäre ständig mehr Wärme zugeführt wird, als durch die zunehmende CO2-Isolierung wieder abgestrahlt werden kann, dann kommt das Endergebnis mit unerbittlicher Folgerichtigkeit auf uns zu; es wird insgesamt wärmer. Da mögen zwar unerwartete Kälteeinbrüche aus dem hohen Norden - womöglich im späten Mai - das Wetter völlig durcheinanderbringen, pauschal und insgesamt gesehen aber kommt es zum befürchteten Effekt der Aufheizung trotz allem Spott der Scharlatane.

Bei Thüne scheint es sich um einen der wie Pilze aus dem Boden schießenden Gesundbeter zu handeln, die die immer prekärer werdende Lage unserer Welt und ihrer Umwelt mit allen Mitteln als rosig darstellen wollen. Wissenschaftliche Sorgfalt kann bei einem solchen Unterfangen natürlich nur störend sein.

Nur am Rande sei bemerkt, daß Thüne sich auch als Autor in Büchern (http://www.iolaos.com/scriptorium/deutsch/seiten/9947fuen.html) findet, deren weitere Autoren sich wie ein Who-Is-Who der Neuen Rechten lesen (z.B. Jörg Haider, Manfred Brunner, Gerhard Frey, Franz Schönhuber).