Wissens- und andere immaterielle Arbeit


»Empire« und die Produktion der Gesellschaft

»Empire« ist der Titel eines Buchs des amerikanischen Sozialwissenschaftlers Michael Hardt und des italienischen Philosophen Antonio Negri. Empire ist aber darüber hinaus zu einer Art Allround-Begriff geworden, um die Weltordnung der Globalisierung zu beschreiben. Dabei wird häufig unterschlagen, dass diese so genannte Globalisierung nicht nur politische und ideologische Veränderungen auszeichnen, sondern auch veränderte materielle Verhältnisse der Produktion.

Als vor mehr als 20 Jahren der französische Philosoph Jean-François Lyotard die Postmoderne beschrieb, machte er eher nebenbei die Bemerkung, »dass die wissenschaftliche Erkenntnis selbst zur Produktivkraft geworden ist. Von einer Menschheit, die Materialien und Materielles zu kontrollieren verstand, gilt es überzugehen zu einer Menschheit, die es verstehen müsste, Sprachen und Zeichen zu kontrollieren«. Der Umgang mit Sprachen und Zeichen ist heute tatsächlich ins Zentrum einer Vielzahl von Arbeitsverrichtungen gerückt, und diese so genannte immaterielle Arbeit verändert den Charakter der Produktion insgesamt.

Von immaterieller Arbeit zu sprechen bedeutet allerdings mehr, als eine soziologische oder technische Beschreibung einzelner Tätigkeiten, denn die Veränderungen gehen einher mit einer wachsenden gesellschaftlichen Verflechtung von Wissen, Kommunikation, Sprache und Affekten mit der Produktion. Während damit Arbeit zum einen diffus wird, d.h. alle möglichen Bereiche des Lebens und der Gesellschaft durchdringt, werden Wettbewerb und Konkurrenz bis ins Absurde vorangetrieben und die sozialen Garantien und Sicherungen, die im 20. Jahrhundert Teil der Lohnarbeitsverhältnisse (zumindest in den OECD-Staaten) geworden waren, abgebaut.

In diesem Sinn wird der Vortrag das Konzept der immateriellen Arbeit als kritischen Begriff präsentieren: Mit ihm lassen sich die Veränderungen der Bedingungen, unter denen gearbeitet wird, nachvollziehen und der Zusammenhang einzelner Phänomene - etwa von »Dienstleistungsgesellschaft« und »Sozialabbau« - diskutieren. Zugleich eröffnet der Terminus immaterielle Arbeit die Perspektive auf eine Kooperation und einen gesellschaftlichen Zusammenhang der Produzentinnen und Produzenten, die über die Zwangsverhältnisse der gegenwärtigen Gesellschaft hinausweisen.


ReferentIn: Thomas Atzert


aus: Frankfurt/M.


Vita: Thomas Atzert ist Journalist und einer der Übersetzer von »Empire« ins Deutsche


Literatur: Michael Hardt, Antonio Negri · Empire


Literatur: http://jungle-world.com/seiten/2003/23/1052.php


Zeit und Ort: Donnerstag, 15.1.04, 20.00Uhr 11/205


Mitveranstalter: AStA Uni Kaiserslautern