Partner oder Gegner?


Die Militarisierung der Europäischen Union und die Auswirkungen auf die transatlantischen Beziehungen

Spätestens seit der dramatischen Militarisierung der US-amerikanischen Außenpolitik in der Folge der Terroranschläge des 11. September 2001 und der heftigen Konflikte im Vorfeld des Irak-Krieges, dürfte klar geworden sein, dass sich zwischen dem "alten Europa" und den Vereinigten Staaten ein tiefer Graben aufgetan hat.

In der europäischen Debatte, wie Europa auf die rücksichtslose amerikanische Hegemonialpolitik reagieren sollte, herrscht derzeit über zwei Aspekte weitgehend Einigkeit: Dass die transatlantischen Beziehungen einer grundlegenden Veränderung bedürften, um fundamentalen europäischen Interessen auch künftig zu entsprechen und dass eine umfassende europäische Militarisierung hierfür die notwendige Bedingung darstelle. Darüber hinaus bestehen aber erhebliche Differenzen, was eigentlich konkret mit einer solchen Militarisierung bezweckt werden soll.

So gibt es erstens vor allem im linksliberalen Spektrum Vertreter, die die Entwicklung eigener militärischer Fähigkeiten als notwendige Bedingung sehen, den USA ein friedlicheres, multilateraleres internationales Verhalten abzunötigen und damit gleichsam Europas Einfluss als Friedensmacht in der Welt zu stärken. Eine zweite Gruppe tritt für einen stärkeren militärischen Beitrag Europas bei der Führung der Welt und die gemeinschaftlich mit den Vereinigten Staaten zu vollziehende Absicherung des kapitalistischen Systems ein. Dabei soll der erhöhte europäische Beitrag Washington künftig dazu veranlassen, europäische Interessen künftig eher zu respektieren. Schließlich gibt es drittens Befürworter eines gezielten Versuches, einen militarisierten Gegenblock gegen die USA zu formieren.

Der Vortrag diskutiert die jeweiligen macht- und sicherheitspolitischen Interessen, die sich hinter den einzelnen Vorschlägen verbergen und arbeitet heraus, dass jegliche Form europäischer Militarisierung dem grundsätzlichen Ziel einer Förderung von Frieden und Entwicklung zuwiderläuft.


ReferentIn: Jürgen Wagner


aus: Tübigen


Vita: Jürgen Wagner ist geschäftsführender Vorstand der Tübinger Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.


Literatur: Jürgen Wagner: IMI-Studie 2004/01 Partner oder Gegner? Die Militarisierung der Europäischen Union und die Auswirkungen auf die transatlantischen Beziehungen


Zeit und Ort: Donnerstag, 16.12.04, 20.00Uhr 42/105


Mitveranstalter: AStA TU Kaiserslautern