Bildung zum Subjekt in der totalen Marktgesellschaft
Wenn als Richtung emanzipatorischer (Erwachsenen)- Bildung ``Bildung zum Subjekt'' angegeben wird, dann steht der Subjektbegriff als Chiffre für freiheitliches Fühlen, Denken, Wollen und Handeln, selbständige Entscheidungen. Er steht für Widerständigkeit, Selbstbewußtheit und weitgehend selbstbestimmte Verfügung über Lebensaktivitäten. Es ist ein kämpferischer Begriff der Selbstermächtigung, gerichtet gegen die ausschließliche Funktionalisierung des Menschen für die Belange des Marktes. Zugleich soll deutlich werden, daß Subjektivität Beziehungsfähigkeit voraussetzt. Sie ist anderen Zielen verpflichtet als der rigiden Selbstdurchsetzung im alltäglichen Konkurrenzkampf. Sie bedarf, um zustandezukommen, der solidarischen Wertschätzung durch andere ebenso wie der eigenen Offenheit für fremdes Leid.
Angesichts sich häufender Katastrophen und sich steigernder Bedrohungsängste wird im Hinblick auf eine ungewisse Zukunft heute wieder nach dem Subjekt gefragt.
- Fällt einem das Subjektsein einfach zu, etwa so wie man die Luft einatmet, oder muß es mühsam erlernt und gegen tausend Hinderungen immerfort neu erstritten werden?
- Wie gehen wir mit der sozialen und kulturellen Grundsituation um, von klein auf und das ganze Leben hindurch pausenlos zum Objekt von fremden Anforderungen, Bestimmungen, Befehlen, Interessen und Bedürfnissen gemacht zu werden?
- Kann unter der Bedingung umfassender Fremdbestimmtheit durch die totale Marktgesellschaft das Interesse, auf entscheidende Lebensbedingungen Einfluß nehmen zu wollen, überhaupt realisiert werden?
- Ist Subjektentwicklung das gleiche wie Selbstfindung und Selbstverwirklichung?
- Bieten die neuen Produktionskonzepte (Lean Production, Teamarbeit, etc.) erweiterte Möglichkeiten der Subjektentwicklung, oder geht es insbesondere der betrieblichen Weiterbildung im Rahmen einer ``funktionalisierten Subjektentwicklung'' darum, den ganzheitlichen betrieblichen Zugriff auf das Arbeitsvermögen des ``Subjekts'' zu bewerkstelligen?
ReferentIn: Prof. Erhard Meueler
ReferentIn: Mainz
Vita: Professor für Erwachsenenbildung am pädagogischen Institut der Universität Mainz
Vita: Arbeitet theoretisch und praktisch in der Erwachsenenpädagogik.
Vita: Autor zahlreicher Bücher.
Zeit und Ort: Mittwoch, 3.12.1997
Zeit und Ort: , 19.00Uhr
Zeit und Ort: 11/205