Ist Humboldts Uni tot?


Zur Kritik der neoliberalen Wissenschaftspolitik

``Humboldts Uni ist tot!'' - diese Parole von Ex-Minister Rüttgers charakterisiert die aktuelle Hochschulpolitik, der zumindest in ihren Kernbestandteilen ein parteiübergreifender Konsens zugrunde liegt, treffend. Die Hochschulen sollen auf ``Wettbewerbsfähigkeit'' und ``Effizienz'' getrimmt werden. Die traditionellen bildungspolitischen Paradigmen ``Wissenschaft und Wahrheit'' bzw. ``Wissenschaft und gesellschaftlicher Fortschritt'' würden dabei endgültig durch das Paradigma ``Wissenschaft und Markt'' abgelöst. Es geht folglich um den Bruch mit wesentlichen Ergebnissen der sogenannten Ersten Bildungsreform.

Diese Entwicklung ist mit einem nachhaltigen Funktionswandel der Wissenschaft verbunden. Es ändert sich keineswegs nur die äußere Organisationsform eines ansonsten unberührten akademischen Betriebes. Mit der völligen, sich schon seit längerem abzeichnenden, Durchsetzung des Paradigmas ``Wissenschaft und Markt'' wird vielmehr auch der Charakter von Wissenschaft, ihr inneres kognitives Gefüge, verändert. Im Kern wird dieses auf die affirmative Funktion ökonomisch-technischer Modernisierung beschränkt. Wissenschaft wird vollends zu einem der Produktion vorgelagerten Innovationsfaktor.

Der Vortrag wendet sich an alle bildungs- und hochschulpolitisch Interessierten. Er setzt sich mit den Leitbildern, verkürzten Problembeschreibungen und ideologisierten Schuldzuweisungen neoliberaler Hochschulpolitik auseinander und unterzieht diese einer grundsätzlichen Kritik.

Der unbestritten krisenhafte Zustand der Hochschulen wird aus der historischen Perspektive rekonstruiert, aus welcher heraus zugleich politische Optionen sichtbar werden, die eine Alternative zu einer ökonomistisch verengten Bildungspolitik sein könnten.


ReferentIn: Torsten Bultmann


aus: Bonn


Literatur: Torsten Bultmann, Rolf Weitkamp · Hochschule in der Ökonomie -- Zwischen Humboldt und Standort Deutschlan d


Literatur: http:/www.bdwi.org/


Vita: Geschäftsführer beim Bund demokratischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen e.V.


Zeit und Ort: Dienstag, 14.12.99, 20.00Uhr 11/260